Die Steinburg

Samstagmorgen: Regen, Wind (7) aus SüdWest, 13 Grad („das Haar hält“) und KEINE Maurer, so präsentierte sich mein Lieblingssommer heute. Also habe ich mir meinen Bollerwagen (schon x-fach u.a. bei Umzügen, Klaviertransporten und Einkäufen erprobt) geschnappt und habe ALLE restlichen Steine hinter das „WormingHAUS“ ( mein silbernes Materialdepot!) gefahren. Der Bollerwagen (luftbereift, stabil, ebay) schaffte locker 250kg Steine bei einer Fahrt. Nur ich versagte dann langsam…

Am Ende waren alle Steine in der neu erbauten Steinburg. Mal sehen was ich damit noch anfangen kann. Aber: kommt Zeit, kommt Bau…

 

 

 

 

Kleine Reetkunde…

Vielleicht ist die Überschrift etwas zu hochtrabend, aber es steht ja ein „klein“ davor, denn heute möchte ich die Nachfragen, „wie kommt das Reet aufs Dach?“ beantworten:

Nun meistens mit dem Transportkasten (manchmal wird es auch einfach geworfen…). Aber Spaß beiseite. Die einzelnen Reetbunde (bei meinem Dach ca. 3300) werden zusammengebunden auf die Latten gelegt, auseinandergefächtert und dann mit dem Klopfbrett in Form gebracht. Dann kommt der „Knecht“ ins Spiel. Er hält den langen Stangendraht, der quer über das Reet gelegt wird fest. Dieser Stangendraht ist, wie auch der Bindedraht, mit dem nun das Reet an die Stange gebunden/genäht wird, aus nicht rostendem Edelstahl. Früher nahm man auch Tau oder Sisal. Genäht im eigentlichen Sinnen wird heute (zumindest bei Neubauten) nicht mehr. Nun wird der Draht,  der an einer Torx-Schraube, befestigt ist, an die Lattung geschraubt.Mit einem Drillapparat (der aufmerksame Leser erinnert sich an das Rödeln für die Fundamentkörbe…ja es ist das identische Werkzeug!) wird dieser dann von rechts und links über dem Stangendraht zusammengedreht. Somit ist eine Lage Reet nun ganz fest mit der Unterkonstruktion verbunden. Der Reetdachdecker arbeitet sich nun von unten zum First das Dach hinauf, immer eine Lage Reet in Form bringen – den Stangendraht drüber, fixieren mit dem Knecht und festdrillen. So entsteht ein überraschend festes Dach, das den Namen „Weichdach“ nicht ganz verdient hat.

Liest sich einfach, ist aber doch ziemlich schwierig: z.B. kann man beim Draht „nähen“, ja nicht sehen wo gerade die Nadel sitzt und wann man nach oben kommen muss. Da braucht der Dachdecker schon viel Erfahrung und Gefühl. Gerade bei den ja fast senkrecht aufstrebenden Gaubenseiten müssen viele Knechte und noch mehr Handwerk angewendet werden.  Oben am First wird das Reet abgeschnitten und mit Heidekraut „bedeckt“. Unter dem allerdings noch der Firstlüfter eingebaut ist, damit das Reet durch den Kamineffekt (unten Lüfter – oben Lüfter) gut austrocknen kann.

Am Ende wird alles Reet noch einmal (und noch einmal, und noch einmal…) in Form geklopft. Und wer dem Reetdachdecker über die Schulter schaut, hat das Gefühl, dass das Klopfbrett doch das wichtigste Werkzeug ist… Aber noch wichtiger ist wohl der „Deckstuhl“ eine kurze Leiter mit Stahlhaken, die hinter die Lattung geschoben werden und so die Standsicherheit auf dem Dach garantieren!

Aber die allerwichtigste Zutat ist die Liebe zum Beruf. Und da haben sich mit Meister Reimer und dem Reet die beiden Richtigen getroffen!!!

The Day After…

dem großen Regen. Und der hat doch ganz schön seine „100 Liter in 20 Minuten“ – Spuren hinterlassen. Zum Glück läuft das Wasser durch den Sand sehr schnell ab und heute Abend war schon fast alles wieder abgetrocknet. Auch das Reet, das heute weiter kunstvoll aufs Dach genäht (geschraubt…) wurd. Hält das Wetter einigermaßen wird wohl Ende nächster Woche das ganze Dach gedeckt sein!

Mystischer Himmel, mystische Pflanzen!

Reetbund für Reetbund findet seinen Weg auf das Dach und während Reimer, Helmut und Daniel schraubten, fächerten und banden, habe ich meinen alten Holzlieferanten Joachim Struck in Tönning besucht.  Ich habe bisher ALLE meine Bodenbeläge von ihm bezogen und bin immer bestens damit gefahren. Die vor dreizehn Jahren im Haubarg verlegten sibirischen Massivholzdielen in Lärche liegen heute noch so präzise und dicht, wie beim Verlegen. Und auch heute wurde ich fündig: Für das Wohnzimmer brauchte ich eine fußbodenheizungskompatible Massivholzdiele, möglichst naturbelassen. Optimal wäre eine max. 16mm starke „Bohle“ gewesen, aber ich hätte auch 20mm riskiert. Joachim hatte aber GENAU das, was ich brauchte: eine 12mm starke unbehandelte Lärchendiele (sogar mit Click-System). Da brauchte ich nicht lange zu überlegen und schon waren 90 Pakete im Vito verstaut. Dazu Primer für den Estrich und den passenden Kleber, denn die Dielen werden direkt auf den Estrich geklebt. Die passende Oberflächenbehandlung erfahren die Lärchenbretter dann nach der Verlegung. Die Tendenz läuft in Richtung: hell laugen und weiß ölen. Aber es kann auch etwas ganz anderes werden.                                                                                                              Wenn es soweit ist werde ich davon natürlich ausführlich berichten!

Schneller ging es mit meiner Anfrage bei meinem Pflanzenkenner und Kollegen Thomas. Ich hatte merkwürdige Gewäches in der „Klostergarten“-Erde entdeckt und  Thomas danach befragt. „Stechapfel“ kam wie aus der Pistole geschossen. Gut das die Kinder schon groß sind, denn das ist ein giftiges Pflänzchen. Schon die alten Kulturen ließen damit ihre Schamanen und Medizinmänner wunderliche Dinge tun. Apfelkuchen wird daraus aber bei mir nicht gebacken!

Und der Sommer 2011 wäre nicht der „Sommer 2011“ wenn es denn heute nicht auch noch zum Abschluss des Tages wie aus Kübeln gegossen hätte! argh…

Im Westen nichts Neues…

dafür aber an der NO-Seite, da gab sich Reetchef Reimer heute mehr als Mühe bei der finalen Formgebung. Auf den Millimeter und das ganz ohne Lineal oder Wasserwaage wurde das Reet in die endgültige Form gebracht. Super!

Während dessen brachte Filius Daniel auf der gegenüberliegenden Seite schon die Trauflüfter fachgerecht an. So kann morgen auch die letzte ungedeckte Hausseite in Angriff genommen werden! *Beachtet am rechten Bildrand den zufällig „erfassten“ Beobachter auf dem Fahrrad – einer der unzähligen – gestern erstmals erwähnten – stillen Baubeobachter*

Und auch Zimmermeister Uwe war wieder vor Ort: Die letzte Stütze wurde unter die rechte Pfette geschraubt und die Galerie im Flur mittels einer vier Meter langen Edelstahlstange „aufgehängt“. Bilder davon gibt es morgen, heute musste mal wieder mangels Batterie das Handy für die Dokumentation aushelfen.

Abends habe ich dann noch mit Marten schnell das restliche Reet (immerhin knapp 400 Bund) von der Ost- zur Westseite „getreckert“.